Lebensmotive – Leitmotive deines Lebens

Immer wieder geht es um die Frage: „Was ist mir wirklich wichtig?“. Alles was man darüber liest, ob Bücher oder Ratgeber, lassen einen innerlich immer ein freudvolles „Ja“ jubeln, lösen eine „Irritation“ und noch mehr Fragen aus, oder lassen ein trotziges „Nein, so sehe ich das nicht“ verlauten. Aber eine nachhaltige Orientierung geben sie nach meiner Erfahrung nicht. Nun bin ich auf ein Handwerkszeug auf diese grundlegende Frage gestoßen: Die 16 Lebensmotive nach Steven Reiss.

Zum Schluss dazu dann noch eine Übung, um die eigenen Lebensmotive zu finden sowie einen Hinweis auf den ausführlichen Artikel in der Zeitschrift „Psychologie heute“ zu diesem Thema.

16 Lebensmotive nach Steven Reiss

Der Motivationsforscher Steven Reiss, Professor an der Universität Ohio hat zur Persönlichkeit und Motivation geforscht. Er stellt sich die Fragen: „Warum verhalten sich Mensch so, wie sie es tun? Was macht sie zufrieden?“. Dabei stellt der Psychologe fest, dass es letztendlich immer um die Frage geht: „Wer bin ich?“. In seinen Studien und Untersuchungen mit mehreren tausend Personen aus USA, Kanada und Japan stellte er 16 grundlegende übereinstimmende Verhaltensweisen fest – Die Lebensmotive. Diese Motive und Werte bestimmen unser Leben, es sind die Leitmotive des Lebens.

Reiss erforschte, dass 14 von 16 Bedürfnissen uns in die Wiege gelegt sind. Nur die Motive „Idealismus“ und „Anerkennung“ haben keinen genetischen Anteil. Jeder hat alle Anteile in sich, mehr oder weniger ausgeprägt. Interessant fand ich, dass Glück und Zufriedenheit keine Motivation ist, sondern das Ergebnis ist, wenn wir etwas was wir wirklich wollen, erreicht haben. Das bedeutet aber auch, jedem ob arm oder reich, steht das Glück offen, wenn er sich an seinen Werten orientiert. Die Motive sind intrinsische Motive, das heißt, sie zu leben ist schon die Erfüllung.

Lebensmotive und Beziehungen

Die Lebensmotive beeinflussen auch unsere Beziehungen. So fühlen wir uns zu Menschen hingezogen, die ähnliche Werte haben. Das würde für Partnerschaften bedeuten, dass wir nur wirklich glücklich werden, wenn das Paar die Gleichen wirklich wichtigen Lebensmotiven haben. Nach Reiss kommt es zu Missverständnissen, Konflikten, Abgrenzung durch die Selbstbezogenheit der Menschen. Das kann ein Missverstehen, eine Selbstillusion oder die fortlaufende Überzeugungsarbeit gegenüber einem Anderen (Wertetyrannei) sein. Einschneidende Lebenserfahrung oder Entwicklungsprozesse können zu Veränderungen der Lebensmotive führen, aber das Motivprofil bleibt im Wesentlichen unverändert. So werden freiheitsliebende Menschen immer nach Autarkie streben und weniger geeignet sein für ein Anstellungsverhältnis in starren Unternehmensstrukturen, neugierige Menschen immer Weiterbildung als grundlegend anschauen, ordnungsliebende Menschen nach Stabilität und Sicherheit streben, Sparsame materielle Güter anhäufen, Familienmenschen den Wunsch nach eigenen Kindern und die Gemeinschaft mit Eltern, Verwandten und Kindern in den Vordergrund stellen.

16 Lebensmotive und deren Verhaltensziele
  1. Macht: Streben nach Erfolg, Leistung, Führung und Einfluss
  2. Unabhängigkeit: Streben nach Freiheit, Selbstgenügsamkeit und Autarkie
  3. Neugier: Streben nach Wissen und Wahrheit
  4. Anerkennung: Streben nach sozialer Akzeptanz, Zugehörigkeit und positivem Selbstwert
  5. Ordnung: Streben nach Stabilität, Klarheit und guter Organisation
  6. Sparen: Streben nach Anhäufung materieller Güter und Eigentum
  7. Ehre: Streben nach Loyalität und moralischer, charakterlicher Integrität
  8. Idealismus: Streben nach sozialer Gerechtigkeit und Fairness
  9. Beziehungen: Streben nach Freundschaft, Freude und Humor
  10. Familie: Streben nach einem Familienleben und besonders danach, eigene Kinder zu erziehen
  11. Status: Streben nach sozialem Ansehen, Reichtum, Titeln und öffentlicher Aufmerksamkeit
  12. Rache: Streben nach Konkurrenz, Kampf, Aggressivität und Vergeltung
  13. Romantik: Streben nach einem erotischen Leben, Sexualität und Schönheit
  14. Ernährung: Streben nach Essen und Nahrung
  15. Körperliche Aktivität: Streben nach Fitness und Bewegung
  16. Ruhe: Streben nach Entspannung und emotionaler Sicherheit
 Übung zu den Lebensmotiven

Übung 1:

Stellen Sie sich die Frage: „Was treibt mich an?“ und suchen Sie sich die drei für Sie wichtigsten Lebensmotive. Im Anschluss überlegen Sie, welche der drei Lebensmotive ist für mich gerade im Moment weniger wichtig? Danach entscheiden Sie, auf welches könnte ich gar nicht verzichten, dafür brenne ich. Ein Leitmotiv, ihr Leitmotiv des Lebens bleibt übrig. Nehmen Sie sich nun die Zeit, sich in das Leitmotiv hinein zu fühlen und reflektieren Sie anhand von Erfahrungen. Stellen Sie sich nun die Frage: „Lebe ich mein Lebensmotiv?“, „Nehme ich mir die Zeit für mein Leitmotiv meines Lebens?“

Übung 2:

Welches Lebensmotiv sehen vertraute Personen, wie Eltern, Kinder, Lebenspartner oder bester Freund/Freundin für Sie? Was würden andere sagen, was ihr Leitmotiv des Lebens ist? Stellen Sie sich nun die Frage: „Unterscheidet sich dieses Lebensmotiv von dem von mir gewähltem?“. Was macht das mit Ihnen?

Übung 3:

Im Angesicht des Todes: Versetzen Sie sich in die Lage, dass Sie nur durch eine plötzliche Krankheit oder einen Unfall nur noch wenige Tage oder Wochen leben könnten. Ich weiß, dies ist für den einen oder anderen unvorstellbar, befremdlich, bedrohlich oder ungewohnt. Welches Leitmotiv würde dann für Sie an Bedeutung gewinnen? Was wäre Ihnen am Wichtigsten?

Nehmen Sie sich nun die Zeit alle drei Leitmotive zu betrachten. Lassen Sie diese Übungen einer vertrauten Person ebenso machen und sprechen Sie zu zweit über Ihre Erfahrung.

Zitat zu den Lebensmotiven

An dieser Stelle ein herzliches Danke schön an meine Arbeitskollegen Lara Pietzko und Christian Horras für die Vorstellung der Lebensmotive nach Steven Reiss im Treffen der Organisationsentwicklung der Unternehmensgruppe Heiligenfeld. Christian Horras schloss mit einem sehr schönen Zitat von Rumi, dass ich nicht vorenthalten mag: „Brich auf in das Land des Herzens, solange du noch kannst…“

 

Weitere Informationen:

Ausführlicher Artikel mit Test Reiss-Profil I „Was treibt Sie an?“ und Reiss Profil 2: „Der Partnertest“

Psychologie heute, März 2001: Was treibt uns an? Von Andreas Huber