Sehnsucht – mehr als ein Bedürfnis

Mit dem Begriff der „Sehnsucht“ verbinden viele Menschen Schmerz, Leid, Verlust, Verzicht. Aber ist Sehnsucht wirklich ein Begriff, der nur negativ belastet ist oder wird er zu unrecht oftmals nur so verwendet? Genau dieser Frage mag ich mal auf die Spur gehen.

Bemüht man Wikipedia so deutet dieses es als „Krankheit des schmerzlichen Verlangens“ und weißt darauf hin, dass „verzehren“ in bestimmten Fällen auch krankhafte, psychopathologische Züge annehmen kann. Der Bezug wird hergestellt zum Leiden und die Folge einer „Sucht“ wie Abhängigkeit und Siechtum aufgezeigt.

Sehnsucht der Geschlechter

Über einen Mythus bin ich im Internet gestolpert, den ich sehr interessant finde. Glaubt man dem Mythos von den Kugelmenschen, einer Erzählung von Platon, so hatten die Menschen ursprünglich kugelförmige Rümpfe sowie vier Hände und Füße und zwei Gesichter auf einem Kopf. In ihrem Übermut wollten sie den Himmel stürmen und wurden dafür von Zeus bestraft. Er teilte sie in zwei Hälften und nannte sie „Menschen“. So kam es, dass die Menschen seitdem unter der Unvollständigkeit leiden. In dem Mythos deutet Platon Sehnsucht als das Streben nach der einstigen Ganzheit, welche sich in Gestalt des erotischen Begehrens und damit erzielten Vereinigung, bemerkbar macht. Manche Kugelmenschen waren rein männlich, andere rein weiblich, wiederum andere hatten eine männliche und eine weibliche Hälfte. Die rein männlichen stammten ursprünglich von der Sonne ab, die rein weiblichen von der Erde, die androgynen (männlich/weibliche) vom Mond. Eine wunderschöner Mythos, finde ich, der sowohl das Verlangen nach dem anderen sowie dem gleichen Geschlecht erklären mag.

Sehnsucht als unerfülltes Bedürfnis

Wie schon geschrieben, könnte man auch andere Wortdeutungen aus dem Begriff „Sehnsucht“ ableiten, wie zum Beispiel ein suchenden Sehnen, ein Drang, ein Wunsch, ein Verlangen. „Wo Leere ist, gibt es eine Sehnsucht“, habe ich vor kurzem einmal gelesen. Dann würde man von einem Mangelzustand ausgehen, einen zugrundeliegenden Bedürfnis und dem Wunsch dieses zu erfüllen. Dazu müssten jeder einzelne aber erst einmal wissen, was er oder sie wirklich ist und will? Nun könnte ich hier von verschiedenen Übungen erzählen, die es sicherlich erleichtern, auf die Spur des eigenen Seins und Ichs zu gehen. Ob Außenperspektive, Friedhofsübung, Ideale Tag, Rückblick etc. All diese Fragen, Übungen und Trainings sind sinnvoll und hilfreich, aber würden jetzt hier zu allgemein sein.

Sehnsucht und Zielerfüllung

Ich möchte lieber auf auf das Erlangen eines Wunschziels eingehen. Wenn ich mit Menschen arbeite, die sich auf dem Weg zur Erfüllung ihres Lebenszieles gemacht haben und sich eine Zeit lang zu eine Gruppe zusammenschließen, suchen wir in den Vorgesprächen nach dem Wesenskern des Zieles. In dem Fall auch nach der Sehnsucht, welches ein kraftvolles Verlangen auslöst. Diese Ziel darf faszinierend, begeisternd sein, auch wenn es fast „unmöglich“ erscheint. „Wenn du es dir vorstellen kannst, kannst du es auch machen“, sagte einmal Walt Disney. Wichtig ist es, ein Ziel herauszuarbeiten, dass auch ein alleiniges Ziel und nicht in Abhängigkeit mit einem anderen Ziel steht und somit auch beeinflussbar ist. Sind es mehrere Ziele, dann werden sie nach einander angegangen. Im Idealfall ist das Leben so lang um mehrere Ziele hintereinander zu erreichen. Ein Ziel sollte klar beschrieben sein, so als ob man nach Jahren zurück schaut und es vor Augen sieht wie es eingetreten ist. Somit ist ein Ziel klar und konkret, ohne schon vor Augen zu haben wie es geschieht. Das Ende, somit der Erfolg lässt sich an Kriterien überprüfen. Eins, zwei oder drei positiv empfundene Indikatoren reichen hier völlig aus. Nach meiner Erfahrung ist es sinnvoll sich einen sportlichen Termin zu setzen. Immer dann, wenn Ziele dahinplätschern, verlieren sie an Faszination, Hinwendung und Dynamik.

Viele verwenden zur Zieldefinition den Begriff SMART. Danach muss ein Ziel spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert sein. Ach ja, Innehalten, Freuen, Wertschätzen und Feiern nach Erreichen eines Zieles ist so wichtig wie die Zielsetzung selbst.

Sehnsucht eine Kraft zur Wandlung

Eine Sehnsucht nach etwas bringt eine Kraft hervor, sich mit etwas zu beschäftigen, zu reflektieren, mehrere Perspektiven einzunehmen, etwas zu hinterfragen und dann auch zu wandeln, zu verwirklichen. Sehnsucht ist auch die Triebfeder für Bewegung, Dynamik und Veränderung und somit auch zu Innovation und Lebenserfüllung. Bleibt man dabei mich sich selbst verbunden, spricht und handelt man aus seinem Herzen heraus, kommt es zu mehr Lebendigkeit, Lebensfreude, Freiheit, aber auch zu mehr Beharrlichkeit und Gradlinigkeit und Authentizität. Das Wesen des einzelnen wird in all seiner Schönheit sichtbar.