Wechseljahre: Die unterschätzte Krise

Die Wechseljahre – medizinisch als Klimakterium bezeichnet – sind keine plötzliche Lebensphase, sondern ein mehrjähriger hormoneller Umstellungsprozess im Leben jeder Frau. Sie setzen meist zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr ein – also ich hab es Gott sei Dank hinter mir – und bestehen aus mehreren Phasen:

  • Perimenopause: Die „heiße Phase“ vor dem endgültigen Ausbleiben der Regel – geprägt von hormonellen Schwankungen, Zyklusveränderungen, Hitzewallungen, Schlafproblemen und psychischer Instabilität.
  • Menopause: Der Zeitpunkt, an dem die letzte Menstruation eintritt – rückblickend definiert, wenn 12 Monate lang keine Periode mehr stattgefunden hat.
  • Postmenopause: Die Jahre danach – in denen sich der Hormonhaushalt auf ein neues, dauerhaft niedrigeres Niveau einpendelt.

Der entscheidende Treiber: der Rückgang des Östrogens, insbesondere des aktiven Hormons Östradiol. Und dieser Rückgang beeinflusst nicht nur den Körper – sondern auch die Psyche, die Leistungsfähigkeit und das soziale Miteinander.


Die stille Krise: Wechseljahre am Arbeitsplatz

Was viele unterschätzen oder nicht sehen wollen: Die Wechseljahre können mit deutlichen psychischen Symptomen einhergehen. Neben Hitzewallungen, Schlafstörungen und Konzentrationsproblemen sind es vor allem emotionale Tiefs, Reizbarkeit, Ängste oder depressive Verstimmungen, die Frauen belasten.

Und das mitten im Berufsleben.

Gerade Frauen in ihrer Lebensmitte – meist mit Führungsverantwortung, Erfahrung und einem vollen Alltag – erleben eine Phase der Unsicherheit, inneren Leere oder Überforderung. Nicht, weil sie „schwach“ sind – sondern weil sie biochemisch und hormonell herausgefordert werden.

👉 Studien zeigen:

  • Das Risiko für Depressionen steigt in der Perimenopause deutlich – auch bei Frauen ohne psychische Vorerkrankung.
  • Viele berichten von „Brain Fog“ – einem Gefühl von geistiger Benommenheit und Gedächtnisstörungen.
  • Gleichzeitig bleibt das Thema im beruflichen Umfeld unsichtbar und tabuisiert.

Das Problem: Schweigen kostet Leistung und Gesundheit

Die meisten Frauen sprechen nicht offen über ihre Beschwerden – aus Angst vor Stigmatisierung, Abwertung oder Karrierenachteilen. Gleichzeitig erkennen viele Führungskräfte oder Kolleg:innen die Signale nicht. Die Folge:

  • Fehldiagnosen (z. B. „Burnout“)
  • Leistungsabfall
  • Innere Kündigung
  • Unnötige medikamentöse Behandlungen
  • Fluktuation oder Langzeitausfälle

Dabei wären die Lösungen greifbar – wenn Unternehmen bereit wären, hinzusehen.


Was Unternehmen jetzt tun können

1. Aufklärung & Enttabuisierung Intranet-Artikel, Expert:innen-Talks oder Gesundheits-Newsletter – Wissen schafft Akzeptanz. Frauen fühlen sich gesehen, Teams lernen zu verstehen.

2. HR-Strategien überdenken Betriebliche Gesundheitsförderung sollte die Wechseljahre als festen Bestandteil aufnehmen – nicht als Randthema.

3. Flexible Arbeitsgestaltung ermöglichen Temporäre Anpassungen von Arbeitszeit, Homeoffice-Regelungen oder Ruhephasen helfen, Leistungsfähigkeit zu erhalten.

4. Führungskräfte schulen Empathische, informierte Führung erkennt Herausforderungen – und bietet Unterstützung statt Druck.


Wechseljahre sind keine „Frauenbefindlichkeit“. Sie sind ein echter Leadership Case. Sie betreffen Millionen von Mitarbeiterinnen, sie haben direkte Auswirkungen auf Gesundheit, Motivation und Produktivität – und sie sind lösbar, wenn wir den Mut haben, sie ernst zu nehmen.


Frage an euch: Welche Erfahrungen habt ihr im Umgang mit den Wechseljahren im Berufsleben gemacht? Gibt es in eurem Unternehmen bereits Strukturen oder Angebote dazu?

Ich freue mich über Perspektiven aus HR, Führung, Medizin oder persönlichem Erleben. Denn Sichtbarkeit beginnt mit Austausch.

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