Genug ist genug – Von Zwängen und Treibern

Nach anstrengender Arbeit möchte man sich auch etwas gönnen. Vielleicht das neue I-Pad oder I-Phone, ein neues Möbelstück, eine schöne große Wohnung, einen neuen Urlaub oder schicke Kleider und Schuhe. Schnell steckt man im Teufelskreislauf aus Konsumwunsch und Zeitmangel. Und nicht nur das: Der stete Ruf nach „mehr“ lässt Rohstoffe schwinden und treibt die Umweltzerstörung voran.

In dem Buch „Befreiung vom Überfluss“ diskutiert der Nachhaltigkeitsforscher Prof. Dr. Niko Paech über unser jetziges Wohlstandsmodell und zeigt mit der Postwachstumsökonomik einen Königsweg auf. Er schreibt unter anderem von Wohlstandsdämmerung, Fortschritt als Illusion und Wohlstand durch Plünderung. Mich hat das Kapitel V „Genug ist nie genug – Wachstumszwänge und Wachstumstreiber“ fasziniert. Ich sehe es aber individueller: „Genug ist genug: Von Zwängen und Treibern“.

Eine Frage stellt sich dabei für mich: “Unter welchen Bedingungen stiftet Konsum Glück?”

Nehmen wir einmal eine 30-jährige Frau, die beruflich großen Erfolg hat und sich endlich nach Studium und beruflicher Stabilität finanziell fast alles leisten kann. Sie kauft Konsumgüter, wann und wie viele sie möchte. Sie macht jeden Modetrend mit, hat ein eigenes Auto und nutzt alle technischen Erungenschaften der heutigen Zeit. Nach wissenschaftlicher Gesetzmäßigkeit nimmt der Nutzen, der eine weitere Einheit eines Konsumgutes stiftet, mit zunehmender Quantität ab. Ist sie glücklich, wenn Sie sich alles und immer leisten kann? Man meint ja. Die Glücksforschung zeigt andere Ergebnisse auf. Eine Erhöhung des Pro-Kopf-Einkommens nach Erreichen eines bestimmten Niveaus bringt keinen Zuwachs an Glück. Somit ist das Nutzen vieler Güter symbolisch und demonstrativer Art, beruht auf Prestige oder der Zugehörigkeit zu einer bestimmten gesellschaftlichen Gruppe, schreibt Prof. Dr. Niko Paech.

Kann unsere junge Frau glücklich bleiben? Unser jetziges Wachstum ähnelt einer Rüstungsspirale. Ein immer höherer Konsumaufwand scheint notwendig, um ein bestimmtes, keineswegs steigerbares Glücksniveau aufrechtzuerhalten. Mit jedem Wachstumsschub kommt es zu einer Statusverbesserung, was sich zu Lasten andere auswirkt. Nehmen wir einmal an, die junge Frau strebt nach immer mehr Konsumgüter um glücklich zu sein und bekommt sie auch. Bleibt sie glücklich? Sicherlich nicht. Im Moment bezahlt sie diesen Konsum vielleicht nur mit einem Zeitverzicht für sich und ihre Beziehung, durch eine Wachstumsabhängigkeit und eine Plünderung der Ressourcen. Es ist bekannt: Einer zahlt immer die Rechnung.

Autorin: Anita Schmitt