Wie die Liebe hält – Tipps aus über zwanzig Ehejahren

Nun sind wir – mein Mann und ich – über zwanzig Jahre verheiratet. Genauer gesagt, sind es nun 26 Jahre. Immer wieder werde ich gefragt, wie das geht oder Menschen wundern sich, dass wir es gemeinsam aushalten oder wie auch immer. Ich habe nun einmal für mich Bilanz gezogen, wie unsere Liebe hält und gebe meine Erfahrung aus mehr als zwanzig Ehejahren aus heutiger Sicht weiter.

Nichts ist selbstverständlich

Mein Mann hat kurz vor der Hochzeit gesagt: “Durch die Heirat darf sich nichts ändern”. Ich wusste lange nicht, was er damit gemeint hat, aber er hatte Recht. Die gemeinsame Zeit, die Liebe ist nicht selbstverständlich. Deswegen ist es auch notwendig im hier und jetzt zu leben, dem anderen den Moment zu schenken, die Aufmerksamkeit, die Präsenz. Ist man ständig gedanklich mit etwas Vergangenem beschäftigt oder denkt man an die Zukunft, verliert man den Bezug zum Augenblick und zueinander. Eine wirkliche Verbindung, Verbundenheit und Hingabe – die Liebe – ist dann nicht möglich. Gemeinsame Momente des Glücks oder auch Trauer verbindet und trägt, macht dankbar für das Miteinander und lässt erkennen, wie wichtig und wertvoll der andere in der Partnerschaft ist und das nichts selbstverständlich ist.

Interessant bleiben

Das passt sehr gut zum vorhergehenden Punkt. Vor kurzem habe ich einen Artikel gelesen, wie man für den Partner attraktiv bleibt. Jetzt meine ich nicht Schönheit im Äußeren, sondern eher begehrenswert. Betrachte ich es dennoch erst mal auf körperliche Ebene, merke auch ich, dass mein Körper über die Jahre weicher geworden ist und nicht mehr ganz so in Form ist. Sich dessen bewusst zu sein, etwas dagegen durch Sport und Ernährung zu tun und dennoch die Figur so anzunehmen und zu lieben, das ist wichtig. Nur wenn ich mich selbst liebe, kann ich andere lieben. Gleichzeitig empfinde ich es als wichtig, dem anderen zu sagen, was man an ihm gut findet. Ob Koseworte oder Dirty Talk, alles ist erlaubt, was gefällt und Überraschungen würzen die Partnerschaft. Als Frau kann ich auch nur den Tipp geben, eine Frau sollte mehr als Ehefrau und Mutter sein. Ich fände es schade, für meinen Mann nicht auch der Witzbold, die Verführerin, die Krankenschwester, die Trösterin, die Beschützerin, die Beraterin, die Geliebte oder das Luder zu sein. Und noch etwas: Es gibt keinen Grund sich dem anderen ohne eine Erklärung zu verweigern. Und nun noch eine Bemerkung für die geistiger Ebene. Sich zu verändern, weiter zu entwickeln, zu entfalten, interessiert zu bleiben, sowie den eigenen Platz im Leben zu suchen und zu leben, empfinde ich als lebenswert, lebendig und liebenswert – für mich und für andere.

Jeder hat seine Persönlichkeit

Wie oft habe ich gedacht, mein Mann könnte etwas anders machen oder sogar anders sein. Erwartungen an den Partner zu haben ist das Normalste der Welt. Wenn man sich das bewusst macht, dass es gerade so ist wie es ist, wird es in dem Moment schon leichter den anderen so sein zu lassen wie er ist. Jedes Geschöpf hat seine Daseinsberechtigung und jedes Lebewesen ist wertvoll. Wenn wir uns aneinander anpassen, vielleicht sogar eigene Interessen und Freunde aufgeben, uns auf den Anderen zentrieren, dann steigen die Erwartungen an den anderen, denn eine Lücke gilt es zu füllen. Nach meiner Meinung ist es wichtig, sich nicht aufzugeben, aber den anderen auch so zu lassen wie er ist. Genau in diese Andersartigkeit hat man sich doch am Anfang verliebt, oder? Stört mich etwas an meinem Mann, überlege ich ob es wirklich von so großer Bedeutung für die Partnerschaft ist. Vielmals ich es nur für mich wichtig oder stört mich in dem Moment, weil ich vielleicht nicht gut drauf bin, gestresst bin oder einfach keine Kraft und Geduld habe. Ist es bedeutsam für die Partnerschaft spreche ich es an, im richtigen Ton, als Ich-Botschaft und aus dem Herzen heraus und vielmals beharrlich um es zu klären und die Liebe wieder fließen zu lassen. Nicht immer gelingt es und dann ist auch eine tief empfundenen und auch so ausgesprochene Entschuldigung fällig. Stolz, Arroganz und Ichbezogenheit gilt es in der Liebe zu überwinden.

Bezug nicht verlieren

In den nun über zwanzig Ehejahren hatten wir auch Phasen, in dem wir den Bezug zueinander verloren haben, unsere Liebe in Gefahr war. Anderes hat sich zwischen uns gedrängt. Anderes war für uns wichtiger. Das waren unterschiedliche Sachen oder Menschen, wie zum Beispiel Kinder, Umzug, Beruf, Karriere oder eine Freizeitaktivität. Wendet man sich dem einen mit seiner Energie und Zeit zu, bleibt für das Andere – wie zum Beispiel die Partnerschaft – wenig Raum und Zeit. Ist man es gewöhnt, immer alles gleich und sofort zu bekommen und sieht man sich nur selbst oder den anderen als Einzelnen, dann kann es in diesen Lebensphasen zu empfundener Benachteiligung, Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit kommen. Sich diesen Gefühlen zu stellen und sich nicht aus der unangenehme Situation zu entziehen, ist nicht einfach. Seine Bedürfnisse auszusprechen, – ohne Erwartungen, Anforderungen und Bedrohung dem anderen oder der Partnerschaft gegenüber- , hilft nach meiner Erfahrung, um nicht den Bezug zueinander zu verlieren oder auch wieder herzustellen. Es ist immer Zeit einen Augenblick gemeinsam zu genießen, ein gutes Wort für den anderen zu haben, oder auch manchmal nur für ein Bitte, ein Danke, eine Umarmung oder einen Kuss.

So, dass sind nun erst mal vier Punkte, die mir gerade wichtig waren. Aber wie schon gesagt, es ist meine Wahrnehmung, meine Erfahrung und meine Wirklichkeit, wie eine Liebe halten kann.