Neubürgerstammtisch mit Geschichte Grandhotel Victoria und Kaiserhof

Am 16. Dezember trafen sich 30 Neubürger im Kaisersaal des Grandhotel Victoria und Kaiserhof, jetzt Kaiserhof Victoria.  Der monatliche Neubürgerstammtisch wurde bereichert durch die Begrüßung von Hoteldirektor Matthias Heid, der einen Einblick in die Entwicklung des Hotels seit der Gründung gab. Zudem bereicherte ein Weihnachtsrätsel den Abend.

Die Geschichte des Grand-Hotel Victoria und Kaiserhof

Da im großen historischen Kaiserssaal nicht jedes Wort von Hoteldirektor Matthias Heid gut zu verstehen war, möchten wir Ihnen auf diesem Weg noch ein wenig die Geschichte des Grand-Hotel Victoria und Kaiserhof näher bringen.

Nachdem infolge königlichen Dekrets in Kissingen ab 1820 die Stadtmauern abgetragen wurden, begann außerhalb dieser Befestigunganlagen eine rege Bautätigkeit. Als dann 1833 die königliche Familie Ludwig I zur Kur in Kissingen weilte, wurden die anderen gekrönten Häupter auf den Kurort aufmerksam. Der Zustrom von Gästen veranlasste das Haus Wittelsbach und private Unternehmer in den Aufbau von Kurhotels zu investieren. So entstand in der Kurhausstraße das Grandhotel Victoria und Kaiserhof. Erbauer war der königlich bayerische Posthalter Georg Eduard Hemmerich aus Münnerstadt. Seine Frau Anna, geb. Hailmann und er brachten beide Vermögen mit in die Ehe und so war leicht zu bauen. Trotz „heftiger ehelicher Bemühungen“ blieb die Ehe kinderlos. Mit diesem ersten  Neubau begann die Kissinger Flaniermeile „Kurhausstraße“. Ca. 1836 erbaute der Gutsbesitzer Carl von Hess aus Hammelburg, an der Einmündung der Schloßstraße das zweite Hotel, den Südflügel des Victoria Ensembles. Zuerst war der Neubau dreistöckig ausgeführt und wurde dann um einen vierten Stock erweitert.

In den Jahre 1832 bis 1842 vervierfachte sich die Zahl der Kurgäste von 1043 auf 4414 Personen. Als 1853 Georg Eduard Hemmerich stirbt, führte seine Witwe Anna Maria das Hotel. Zudem baute sie den königlichen Poststall aus zu einem Fuhrbetrieb für Sachen und Personen und war mit beidem sehr erfolgreich. 1877 segnet  Anna Maria Hemmerich das Zeitliche und das Hotel wurde von Kommerzienrat Philipp Hailmann übernommen, einem nahen Verwandten. Später wurde das Hotel Hemmerich vom den Gebrüder Todt (Hotel Kaiserhof) übernommen und ein Verbindungsbau entstand. Ca 1898 kam das ehemals Hotel von Hess noch hinzu und aus den drei Hotels wurde das Grandhotel Victoria und Kaiserhof der Brüder Todt. 1899 wird Georg Liebscher neuer Eigentümer des gesamten Areals. Das Grundstück mit den ehemals drei Hotels und Nebengbäuden hatte eine Gesamtfläche von mehr als einen Hektar.

Viele bedeutende Persönlichkeiten haben im 19. Jahrhundert im Grandhotel Victoria und Kaiserhof  gewohnt. Einige reisten unter einem Pseudonym und waren dann aber enttäuscht, wenn man sie nicht erkannte.  So reiste Königin Pauline von Württemberg und Prinzessin Catharine von Württemberg mit 27 Personen als Gefolgt als Grafin von Teck 1858 an. Weitere Persönlichkeinten waren Kurfürst von Hessen 1861 und 1862  und gleich noch einmal 1863 als Gräfin von Hohenembs ihre kaiserliche und königliche Majestät, Kaiserin Elisabeth von Österreich und Königin von Ungarn, besser bekannt als Sisi. 1863 stieg zudem Prinz Leopold von Sachsen-Coburg-Gotha mit Gemahlin im Hotel Kaiser ab.

1864 war das wohl interessanteste Kurjahr in der Stadtgeschichte von Bad Kissingen. Bekannt als Kaiser-Kur traften sich im Juni die Kaiserpaare von Österreich und Rußland in der Kurstadt. Sie erhielten Besuch aus dem Königreich Württemberg von König Karl und Königin Olga. Zudem gestellte sich die Königin von Neapel und der blutjunge König Ludwig I von Bayern zu ihnen. Wenn man die Verwandtschaftsverhältnisse näher betrachtet, könnte man von einem großen Familientreffen sprechen. Weitere Adelige kamen in den Folgejahren aus Schottland, England und Petersburg, sowie Indien.

Nach 1899 wurde das Grandhotel Victoria und Kaiserhof von Georg Johann Liebscher betrieben, der damals das Central-Bahnhof-Hotel in München besaß. Die Plumps-Clos waren am Kanal angeschlossen, es gab in allen Räumen Beleuchtung und bereits einen Personenaufzug. In Englisch, Französisch und Deutsch gestaltete Georg Liebscher seine Werbung.

Im Inflationsjahr 1923 wurde das ehemalige Hotel Hemmerich/Hailmann an die Bayerischer Vereinsbank verkauft und mit dem Teilverkauf wurde das Hotel saniert. 1942 wurde das Hotel ein Altersheim für evakuierte Heiminsassen aus dem Ruhrgebiet. Am 07.04.1945 erreichten die Amerikaner die Kurstadt und das Hotel wurden konfisziert. Nach Abzug wurde das Hotel 1951 an die Arbeiterwohlfahrt verpachtet und als Kur- und Erholungsheim betrieben.  Ca. 1993 wurde es zu einer Rheuma-Fachklinik der DAK.

Der Text wurde aus den Aufzeichnungen von Eva-Maria Rühle „Kaiser-Kur im Grand Hotel“ erstellt.