Neubürger schreiben gemeinsam eine Geschichte – das Ende

In den letzten drei Wochen haben die Neubürger Bad Kissingens drei verschiedene Geschichten gemeinsam geschrieben. Das heißt Satz für Satz entstand  eine Handlung, die unerwartet, überraschend und einzigartig ist. Gerade das die Geschichten nicht aus einer Hand, sondern Satz für Satz von unterschiedlichen Personen geschrieben wurden, war das Besondere. Vielen Dank für die rege Beteiligung, den Einfallsreichtum und die schöpferische Kraft.

Ihre Dr. Elisabeth Müller und Anita Schmitt


Variante 1:

Es war einmal ein Wesen mit dem Namen Corona, es lebte in einer kleinen Stadt an einem Fluss, umgeben von Wald und Wiesen. Corona wollte an dem kulturellen Leben in der Stadt teilhaben; aber alle Bewohner wehrten sich dagegen. „Corona, setz dich doch in die Baumwipfel am Altenberg und hör die Waldsinfonie, so hast du deine Freude und die Menschen ihre Ruhe!“, sagte ein Bewohner der Stadt. So flog das Wesen über die Dächer der Stadt auf den Hügel, den sie Altenberg nannten, lies sich ganz hoch auf einem Baum nieder, lauschte dem Wind in den Blättern, dem Rauschen eines Rinnsals des letzten Regens und dem glockenhellen Lachen der spielenden Kinder unter ihm im Wald, aber trotz alledem fehlte ihm etwas. So verlies das Wesen seinen wunderschönen Platz hoch über die Stadt und flog in Gestalt eines Vogels mit prächtig buntem Gefider zurück in das Gebäude, welches die Menschen Regentenbau nannten um wie schon in den Jahren zuvor, sich unter dem Dach des großen Saales zu verstecken, wo es allerdings zur Zeit sehr still war. Es schaute sich um und fand eine Zauberflöte, auf der sich leicht eine ansteckende Melodie spielen ließ. Nach einer halben Stunde verließ es der Mut, denn es hatte Applaus erwartet, wo sich unter ihm doch so viele Sitzplätze befanden. Es flog hinunter in den Max-Littmann-Saal und war entsetzt, denn hier saß keiner auf einen der über 1000 Stühlen. Voller Frust floh Corona aus dem Saal und wollte in der Stadt ein Eis essen. In der Stadt begegnete Corona Philippe Jaroussky. Wer war dieser gutaussehende Mann, es fiel im nicht gleich ein und überlegte, war er ein Tänzer, Musiker, Maler, Schriftsteller oder ein Politiker, Unternehmer, Wissenschaftler? Corona klagte ihm sein Leid, da es nicht verstand, warum alle Menschen vor ihm fliehen. Philippe Jaroussky öffnete den Mund zu einer Antwort, da taumelte das Corona zu Boden, der ihm kein Nährboden mehr bot. Aufgrund des Künstlers wechselnden Auftritten und Reisen hatte die Firma Grammy Award ein neuartiges Vaccin entwickelt: das K-Vaccin. Das Kanzler-Vaccin? Nein, das Künstler-Vaccin. Es mutierte zum Feind der vorhandenen Co-Viren; übertrug sich auf die Zuhörer, die ihrerseits zu Multiplikatoren wurden und der Plage ein Ende bereiteten. So geschah es in der kleinen Stadt an einem Fluss, umgeben von Wald und Wiesen. Von dort aus eroberte es das ganze Land,  den ganzen Kontinent und schließlich den ganzen Planeten.


Variante 2:

Es war einmal ein Wesen mit dem Namen Corona, es lebte in einer kleinen Stadt an einem Fluss, umgeben von Wald und Wiesen. Es hatte viele Verwandte auf der ganzen Welt, aber auch hier fühlte es sich sauwohl, nur wunderte es sich, warum die Menschen es nicht mochten, denn es wollte einfach nur leben und sich vermehren, so wie alle Lebewesen auf dieser Erde. Als es bemerkte, dass einige Menschen am Morgen aus der Stadt hinaus fuhren und abends wieder heimkehrten, wurde es neugierig und überlegte wie es ihm gelingen könnten, sich von einen der Menschen mitnehmen zu lassen. Gerade in dem Moment, kam ein Mensch vorbei und weil es eben nicht alleine bleiben wollte, sprang es unbemerkt zu den Menschen, denn nur dort konnte es heimisch werden, und die Menschen machten es ihm leicht, sie sangen, lachten, waren ausgelassen und waren sich gerne nah. Die Menschen begannen, unruhig zu werden, sie ängstigten sich, man forschte, man rekonstruierte die Wege, die die Menschen genommen hatten, bis man herausfand, daß der Grund nur das kleine Corona-Wesen sein konnte, was die Menschen so schwächte, denn überall auf der Erde fand man es in ihren Körpern. Das Lebewesen namens Corona begann sich in den Körpern der Menschen so rasant zu vermehren, dass schon bald die Anzahl seiner Artgenossen die der Menschen um ein Vielfaches übertraf und die Menschen aus Angst, nun bald nicht mehr die bestimmende Kraft auf diesem Planeten zu sein, Überlegungen anstellten, wie sie es wieder loswerden konnten. Es sah sich weiterhin um, von den höheren Rängen ins Parkett, zu einem weißen Saal, wo es sich von den dargestellten Personen ein Krönchen stiebitzte um von jetzt an eine vollständige corona zu sein. Da man Angst vor diesem kleinen Wesen bekam, schloss man die empfindlichsten, nämlich die Alten, weg, versteckte sie, mied sie, bis sie immer trauriger und einsamer wurden, die jüngeren dachten, sie seien gefeit vor dem kleinen Corona-Wesen, jedoch weit gefehlt, bis eines Tages sehr kluge Bürger nach langem Suchen eine Waffe fanden, um das kleine Wesen zu töten, aber dieses hatte eine bessere Idee. Denn mit der Zeit gefiel es dem kleinen Wesen nicht mehr bei den Menschen, die Menschen waren so träge geworden, bewegten sich nicht mehr aus dem Haus und das kleine Wesen wollte doch hoch hinaus. Es überlegte, was es tun sollte. Es wollte sich selber die „Krone der Lebewesen“ nennen; in dem Moment lachten die Menschen laut, doch ausgerechnet dieses Lachen ermöglichte es dem Wesen, seine Verbreitung zu steigern. Das kleine Wesen Corona hatte jedoch eine Eigenschaft, die den Menschen fehlte, es konnte sich beliebig viele kleine Ärmchen und Beinchen zulegen, um sich in den Körpern der Menschen festzuhalten, und das tat es dann auch, denn es wollte gerne bei den Menschen bleiben. Obwohl es viele kluge Bürger gab, so gab es doch auch solche, die dies nicht waren, und da wußte das kleine Corona-Wesen, daß es leicht sein würde, zu überleben, denn bei eben diesen Menschen konnte es bleiben. Es klammerte sich dort fest und wußte, hier würde es überleben können  und sich wieder vermehren, und deshalb ist es geblieben.


Variante 3:

Es war einmal ein Wesen mit dem Namen Corona, es lebte in einer kleinen Stadt an einem Fluss, umgeben von Wald und Wiesen. Obwohl es eine Krone trug, fühlte es sich arm und einsam und so beschloss es aufzubrechen, um mit anderen ins Kontakt zu treten, und entschied sich aufgrund seines geringen Gewichts durch die Luft zu fliegen. Corona mit der Krone stieg auf und staunte, was es von oben alles sah. Zuerst erblickte es etliche Corona-Verwandte, sodass es ihm ganz warm ums Herz wurde. Inzwischen aber gingen findige Laborleute aus der Badestadt mit ihrer Entdeckung an die Öffentlichkeit, denn sie hatten festgestellt, dass die Viruskronen den Baumspitzen ähnelten, ja mehr noch, sie hatten dieselbe DNA! Doch den Forschungsexperten glaubten die Bürger nicht. „Fake news „, sagten die Einen, eine andere Erklärung hatten sie allerdings auch nicht! Corona mit der Krone ließ sich nicht beirren, sondern es flog und schaute, und flog und staunte in dieser klaren duftenden Märzenluft. Die Sonne schien und lies die ersten Blumen zwischen dem braunen Laub erblühen, ganze Wiesen voller weißer Schneeglöckchen und Märzenbecher, gelbe Winterlinge, blaue Leberblümchen, sowie Violette Krokusse zusammen mit kleinen Gänseblümchen. Doch plötzlich, oh Schreck, stieß Corona mit seinen Mutanten auf einen riesigen Bakterienstamm. „Wollen wir Freunde werden?, fragen die Coronas. Und so kam es, dass in einer kleinen Stadt an einem Fluss, umgeben von Wald und Wiesen alle froh und friedlich miteinander lebten, die Viren, die Bakterien und nicht zuletzt die Menschen.