Big Five – Teil 3: Extraversion

Extraversion ist eine der fünf Hauptdimensionen der Persönlichkeit im Big-Five-Modell. Dieser Faktor beschreibt die Aktivitäten im zwischenmenschlichen Verhalten und wird auch Begeisterungsfähigkeit genannt.

Das Big Five Modell

Das Big Five Modell, auch bekannt als Fünf-Faktoren-Modell (FFM), ist ein wichtiges Konzept der Persönlichkeitspsychologie. Im Englischen wird es als OCEAN-Modell bezeichnet, welches die Anfangsbuchstaben der fünf Hauptdimensionen Openness, Conscientiousness, Extraversion, Agreeableness und Neuroticism widerspiegelt. Das Modell wurde durch zahlreiche Studien bestätigt und wird international als universeller Standard in der Persönlichkeitsforschung angesehen. In den letzten 20 Jahren wurde es in über 3.000 wissenschaftlichen Studien eingesetzt.

Eigenschaften von extravertierte und introvertierte Menschen

Extravertierte Menschen zeichnen sich durch ihre Neigung aus, soziale Interaktionen zu suchen und zu genießen. Sie sind oft gesellig, kontaktfreudig und begeisterungsfähig, neigen dazu, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen und finden es oft leicht, auf andere zuzugehen. Extravertierte Menschen suchen oft Stimulation und Abenteuer und haben eine Vorliebe für Aktivitäten im Freien oder in Gruppen. Sie zeigen sich in Gesprächen bestimmt, lebendig und zu begeistern. Menschen mit hohen Extraversionswerten zeichnen sich durch ihre Geselligkeit, Aktivität, Gesprächigkeit und Personenorientierung aus. Sie sind oft herzlich, optimistisch und heiter und offen für neue Erfahrungen und Aufregungen.

Im Gegensatz dazu bevorzugen introvertierte Menschen eher ruhige und zurückgezogene Aktivitäten und benötigen oft Zeit für sich selbst, um sich zu erholen. Sie sind gerne allein und unabhängig, zurückhaltend und reserviert. In der Gruppe neigen introvertierte Personen zu passivem Beobachten, sie handeln oft still, sind ruhig und still. Introvertiert ist aber nicht mit schüchtern gleichzusetzen. Introvertierte Menschen können längere Zeit für sich selbst sein, Extrovertierte dagegen fühlen sich dann energielos. Während der Pandemie zeigte eine Untersuchung aus Leipzig, dass introvertierte Personen den Lockdown besser ertragen konnten.

Extraversion und Neurowissenschaft

Debrah L. Johnson von der University of Iowa konnte mit Hilfe der Positronen-Emissions-Tomographie zeigen, dass introvertierte (und schüchterne) Menschen eine bessere Durchblutung und höhere Aktivitäten in den Frontallappen und dem vorderen Thalamus aufweisen. Diese Hirnregionen sind für Erinnerung, Problemlösung und Planung relevant. Im Gegensatz dazu zeigen extravertierte Menschen erhöhte Aktivitäten in den Temporallappen, im hinteren Gyrus cinguli sowie im hinteren Thalamus. Diese Ergebnisse sprechen für eine stärkere Inanspruchnahme durch sensorische Prozesse. Extravertierte denken und reagieren schneller, während Introvertierte mehr Informationen in die Problemlösung einbeziehen.

Extraversion und Berufswahl

Extravertierte Menschen bevorzugen oft Jobs, die viel Interaktion mit anderen Menschen erfordern. Berufe wie Verkäufer, Lehrer, Manager, Politiker oder Schauspieler sind häufig von extravertierten Menschen besetzt. Im Gegensatz dazu ziehen introvertierte Menschen oft Jobs vor, die weniger Interaktion erfordern, wie zum Beispiel Wissenschaftler, Schriftsteller, Programmierer oder Architekten.

Extraversion und Spiritualität

Es gibt keine klare Korrelation zwischen Spiritualität und Extraversion im Big-Five-Modell. Spirituelle Erfahrungen können sowohl bei introvertierten als auch extravertierten Menschen auftreten. Es ist jedoch möglich, dass extravertierte Menschen dazu neigen, ihre spirituellen Erfahrungen in sozialen Situationen zu teilen und auszudrücken, während introvertierte Menschen ihre spirituelle Praxis eher im privaten Bereich pflegen. Insgesamt ist die Beziehung zwischen Spiritualität und Persönlichkeitsmerkmalen komplex und kann von Person zu Person unterschiedlich sein.

 

Das wichtigste zum Big-Five-Modell in Kürze und interessante Links

 

  • Die Big-Five-Persönlichkeit ist ein Model aus der Persönlichkeitspsychologie  mit dem Ziel die fünf Kernelemente des Charakters eines Menschen zu beschreiben
  • Die fünf Elemente bzw. Dimensionen: Offenheit, Gewissenhaftigkeit, Extraversion, Verträglichkeit und Neurotizismus.
  • Die Big-Five-Persönlichkeit wird mit Hilfe eines Fragebogens oder eines Persönlichkeitstests bestimmt. Fragebogen/Test im folgenden Absatz.
  • Je nach Ausprägung gelten bestimmte Charaktere als mehr oder weniger gut geeignet für bestimmte Aufgaben. Das Big-Five-Model wird in der Personalauswahl und Personalentwicklung angewendet, sowie zur eigenen Persönlichkeitsentwicklung.

Ihr möchtet mehr über euch erfahren und den Big-Five-Test machen? Den Test findest du hier: Big-Five-Test

Weitere Artikel zum Big Five Model findest du auf der Internetseite von Anita Schmitt:

Big Five – Teil 1: Offenheit

Big Five – Teil 2: Gewissenhaftigkeit

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