Psychische Auswirkungen und Hilfe bei Isolation

Psychische Auswirkungen und Hilfe in der Isolation

Tausende von Menschen befinden sich auf Anordnung des Robert Koch-Institutes (RKI) wegen den Coronavirus SARS-CoV-2 in häuslicher Isolation und wir können davon ausgehen, dass es noch mehr werden. Kontakte zu anderen Personen sind in dieser Zeit strengstens verboten. Selbst das Einkaufen, den Abfall entsorgen, ein Spaziergang oder das Gassigehen mit dem Hund ist nicht erlaubt.

Wie wirkt sich diese verordnete Isolation auf die Psyche des Menschen aus? Was kann der Mensch selbst Gutes für sich tun? Wie können Mitmenschen unterstützend helfen?

Welche psychische Auswirkung hat die Isolation?

Das Team um Dr. Samantha Brooks vom Department of Psychological Medicine am britischen King’s College in London hat die Isolation analysiert. Grundlage der Forschung waren 3.166 Studien, die sich mit den psychischen Aspekten der Quarantäne beschäftigt hatten. Die Wissenschaftler kamen zum Ergebnis, dass die psychischen Auswirkungen der Absonderung erheblich sind und nachhaltig wirken. Daraus ziehen die Autoren des Reviews allerdings nicht den Schluss, dass Quarantänemaßnahmen nicht angewendet werden sollten. Wir alle wissen, dass die von den Behörden verordneten Maßnahmen nur dem Schutz unserer Gesundheit und vor Überlastung des Gesundheitssystems dienen. Negative Begleiterscheinungen von kurzen Quarantänemaßnahmen sind laut der Studie vor allem posttraumatische Stresssymptome, Verwirrung und Verärgerung. Wird eine Isolation von mehreren Tagen auferlegt, kommen Furcht vor Ansteckung, Frustration, Langeweile, mangelnde Versorgung mit Lebensmitteln und Medikamenten, finanzieller Verlust und die Angst vor der Stigmatisierung hinzu.

Welche Maßnahmen kann den isolierenden Personen helfen?

Die Wissenschaftler schlagen in der Publikation Medscape folgende Punkte vor, um die Isolation so angenehm wie möglich zu gestalten und die psychischen Folgen der Isolation so gering wie möglich zu halten:

  • Detaillierte Aufklärung:

Die isolierten Personen sollen verstehen, warum die Quarantäne in ihrem Fall erforderlich ist und wie lange sie voraussichtlich dauern wird. Eine gute Kommunikation zwischen den Vertretern der Behörden und den isolierten Personen ist dazu notwendig.

  • Möglichst kurze Isolationszeiten:

Die Quarantäne soll nur so lange andauern, wie es unbedingt erforderlich ist. Im Fall von SARS-CoV-2 sind es laut den aktuellen Veröffentlichungen 14 Tage. So lange dauert die maximale Inkubationszeit.

  • Ausreichende Versorgung:

Es muss sichergestellt werden, dass die unter Quarantäne gestellten Menschen in dieser Zeit ausreichend Lebensmittel, Wasser und Medikamente erhalten. Hier kann auch eine Nachbarschaftshilfe unter Beachtung der Quarantänevorschriften organisiert werden.

  • Sinnvolle Beschäftigung:

Ideal wäre es, wenn den betroffenen Personen die Gelegenheit gegeben wird, sich sinnvoll zu beschäftigen, zum Beispiel wenn sie ihrem Job von zu Hause aus weiterhin nachgehen können. Selbst wenige Stunden, oder einzelne Aufgaben sind hier hilfreich. Um der Angst vor finanziellen Verlusten entgegenzuwirken, sollten die Lohnfortzahlung beim Angestellten geklärt und bei Selbständigen eine angemessene Ausgleichszahlung geleistet werden.

  • Zeit zum Innehalten:

Die negativen Begleiterscheinungen resultieren der Studie zufolge aus dem Gefühl des Verlusts der persönlichen Freiheit und der fehlenden Möglichkeit, Entscheidungen selbst zu treffen. Apelle an die Verantwortung des Einzelnen für die Gesellschaft können helfen, dass die Quarantäne als selbstbestimmt empfunden wird.

In der Quarantäne bleibt Zeit sich auch einige wesentliche Fragen des Lebens zu stellen. Dazu möchte ich die Fragen im Artikel „Zeit zum Innehalten“ von Albert Pietzko aufgreifen:

  • Was ist mir das Wertvollste im Leben, das Heiligste, das Kostbarste?
  • Was brauche ich nicht, um glücklich zu sein?
  • Mit welchen Menschen will ich zusammen sein, wenn ich zurückgezogen Lebenszeit verbringen muss? Was will dann gesprochen werden, was ist wirklich, wirklich wesentlich?
  • Bin ich bereit und in der Lage, über mich hinaus zu denken – andere Menschen und die Natur als ICH, als Mitwelt, als Teil meines Lebens zu erfassen?
  • Was will und was kann mir diese Krise über mich, meine Lebensgewohnheiten und die Weise unseres kollektiven Zusammenlebens aufzeigen?

Vielleicht bietet uns gerade dieser Virus, so schlimm er in jeder Hinsicht ist, auch die Chance der Weiterentwicklung und lässt uns – jeden einzelnen und die Gemeinschaft – reifen? Viele Initiativen und der bewusste freiwillige Verzicht auf Zusammenkünfte geben mir die Hoffnung, dass wir gestärkt und verbunden aus der Krise heraus gehen. Packen wir es an, wir sind nicht allein.

Autor: Anita Schmitt